Über die Präventionsketten
Eine Präventionskette als professionelles Netzwerk und integrierte Gesamtstrategie basiert auf der Leitfrage: Wie können wir gemeinsam eine wirkungsvolle Unterstützung für das Aufwachsen von Kindern leisten? Jede Kommune findet darauf unter Einbindung der Kinder und Familien eigene Antworten, auf Grunde derer Schwerpunkte gesetzt werden können. Diese dienen dann zur Angebotsentwicklung, die sich darauf fokussiert, junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern sowie Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen. Die hauptsächliche Zielgruppe sind Kinder bis zum Alter von zehn Jahren. Die Angebote richten sich aber auch an deren Familien.
Der Auf- und Ausbau einer Präventionskette mit bedarfsgerechten und passgenauen Unterstützungsangeboten bedeutet eine kontinuierliche kommunale Strategieorientierung, Strukturentwicklung und Reflexion. Dabei werden unterschiedliche Lebensphasen und Lebenslagen in den Blick genommen und die verschiedenen Handlungsfelder aus der Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitsförderung, Bildung, Soziales und Sport zusammengeführt. Hierbei kann auf ein flächendeckendes Vorhandensein von integrierten Planungsstrukturen aufgebaut werden. Das Programm „Thüringer Präventionsketten“ verwendet ein vom IKPE bereits entwickeltes und von der Auridis Stiftung in Auftrag gegebenes Fachkonzept. Eine kurzgefasste Beschreibung des Programmes finden Sie auch in Form eines One Pagers. Es sollen die bestehenden Netzwerkstrukturen in den Gebietskörperschaften genutzt werden. Netzwerkaufbau oder Netzwerkausbau auf kommunaler Ebene bildet die Basis, um eine transparente Kommunikation zwischen allen Beteiligten herzustellen, eine wirksame Verknüpfung zwischen präventiven Ressourcen und Erkenntnis abzusichern und folglich mit wirksamen Angeboten eine Chance für ein gelingendes Aufwachsen für alle Kinder zu gewährleisten.
Zum Netzwerkaufbau und -ausbau und zur Initiierung der Netzwerkgestaltung in verschiedenen Gremien werden Koordinationsstellen eingerichtet. Diese sind vor Allem für Informations- und Wissenstransfer sowie für die fortwährende Reflexion und Abstimmung zu einem Gesamtkonzept wichtig. Sie spinnen gemeinsam mit den Fachkräften der Verwaltung und den regionalen Akteur*innen und Trägern die Fäden des Netzes aus Unterstützungsangeboten für Kinder und Familien zusammen.
Um eine wirkungsorientierte Netzwerkgestaltung zu verwirklichen, muss ein Zusammenwirken auf Augenhöhe aller Beteiligten im Kern der Präventionskette stehen. Jede/r beteiligte Akteur*in hat dabei ein zugeschriebenes Wirkungsfeld, mit entsprechenden Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Auf der politisch-strategischen Entscheidungsebene wird eine Strategie beschlossen, die auf der Konzeptionsebene der Verwaltung im Vorfeld durch die Fachämter geplant und konzeptionell entwickelt wird. Die operative Ebene bietet aus Erkenntnissen von der Basis, den Erfahrungen und Beobachtungen mit den Kindern und Familien, in Zusammenschlüssen der Freien Träger der Wohlfahrtspflege mit Verwaltungsvertreter*innen, die Substanz für die Anforderungen an künftigen präventiven Angeboten. Erst im Zusammenwirken der verschiedenen Handlungsebenen bildet sich die Qualität des Netzwerkes der Präventionskette heraus.
In den Kommunen beginnt mit dem Aufbau von Präventionsketten ein bereichsübergreifender Verständigungsprozess, der initiiert, moderiert, begleitet und immer wieder neu reflektiert und weiterentwickelt werden muss. Ziel des Vorhabens ist es, strukturelle Bedingungen für ein ressortübergreifendes Wirken von präventiven Ansätzen zu schaffen. Bestehende Netzwerke, Angebote sowie die Akteure sollen so zusammengeführt werden, dass ein untereinander abgestimmtes Handeln im Rahmen einer integrierten kommunalen Gesamtstrategie möglich wird. Das IKPE bietet eine Begleitung zu allen Prozessschritten beim Auf- und Ausbau von Präventionsketten in Form von kommunenspezifischen Einzelberatungen, Qualifizierungsangeboten, Wissenstransfer und Vernetzung über Fachtagungen und Fachgespräche sowie der Initiierung und Unterstützung des interkommunalen Austausches an.
Die kontinuierliche, fachliche Begleitung wird zu den Themen angeboten:
- Arbeit einer Koordinierungsstelle
- Netzwerkqualifikation
- Kommunale Struktur- und Strategieentwicklung
- Entwicklung von passgenauen und bedarfsgerechten Angeboten für Kinder und Familien und deren Umsetzung
- Entwicklung von praxisbezogenen Wirkungsannahmen
- Begleitung zur Umsetzung von Wirkungsorientierung
- Qualifizierung von Mitarbeiter*innen
- Wissenstransfer in Veranstaltungsformaten und Fortbildungsangeboten
- Interkommunaler Austausch
Konzeptionell ist verankert, dass jede Kommune ihren eigenen, individuellen Weg beim Auf- und Ausbau einer Präventionskette gehen kann. Bereits bestehende Steuerungsstrukturen und Kenntnisse im Bereich integrierter Planung ermöglichen den Planungskräften vor Ort, Schritte des Planungskreislaufes eigenständig zu gestalten. Das IKPE unterstützt je nach Bedarf diesen Prozess, für den ein Umfang der Beratungs- und Begleitungstätigkeit im Vorfeld vereinbart wird.
Nach einer initialen Zieldefinition entwickelt der Landkreis oder die kreisfreie Stadt gemeinsam mit dem IKPE einen zeitlich befristeten Umsetzungsplan. Im Umsetzungsplan wird festgeschrieben, welche Ziele angestrebt und welche Meilensteine erreicht werden sollen. Er konkretisiert die Entwicklungsperspektiven des Landkreises/der kreisfreien Stadt und überführt diese in einen zielorientierten Plan zur Prozessbegleitung und ist jährlich zu aktualisieren.
Für interessierte Kommunen besteht die Beratung und Begleitung bis Ende 2025. Im Anschluss ist eine weitere Förderphase geplant, dazu wird gemeinsam mit den Fördermittelgebern ein Entscheidungsprozess im Jahr 2025 stattfinden.
Als Prozessbegleitung unterziehen auch wir uns als IKPE einer kritischen Reflexion. Wissen wir, was wir tun? Werden wir den Bedarfen der Kommunen gerecht? Welche Handlungsschritte, Strukturen und Haltungen sind erforderlich, um effektive Lösungen auf kommunaler Ebene entfalten zu können? Hierzu stehen wir in einem kontinuierlichen Austausch mit Wissenschaft und Fachexpertise. Ein wertvoller Ansprechpartner ist der Qualitätsverbund Präventionsketten. Das IKPE ist seit Gründung des bundesweiten Zusammenschlusses von Fachorganisationen, die alle erfahren in der Kommunalbegleitung und Umsetzung von Präventionsketten sind, aktives Mitglied. Der Qualitätsverbund Präventionsketten ist sowohl eine Wissensgemeinschaft als auch eine Lobbygemeinschaft, um kommunale Präventionsketten als Lösungsansatz für ein gelingendes Aufwachsen aller Kinder weiter auszubauen und nachhaltig zu implementieren. Lesen Sie mehr dazu in dem gemeinsam verfassten Selbstverständnis, was der Qualitätsverbund Präventionsketten ist.
Der Auridis Stiftung liegt die Unterstützung von Kindern in benachteiligenden Lebenslagen am Herzen, dies begründet ihr Engagement. Die Lebensjahre der frühen und mittleren Kindheit sind aus Sicht der Wissenschaft entscheidend für die geistige, körperliche und soziale Entwicklung von Kindern. Aus diesem Grund gehören die Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe, Bildung und Gesundheit für die Auridis Stiftung zum Kern ihrer Förderung. Das verbindende Element ist dabei der Strategie- und Strukturansatz der Präventionsketten.
Über das IKPE kann ein Förderantrag zur Einrichtung einer Koordinierungstelle für Präventionsketten gestellt werden, die durch die Auridis Stiftung finanziert wird. Für die zeitnahe Entscheidung über die tatsächliche Förderung ist der eigens eingerichtete Beirat zuständig. Nach Eingang eines Antrages, erfolgt sogleich die Kontaktaufnahme. Die beantragte Stelle muss dabei eine Vollzeitstelle umfassen, wobei die Förderung der Aurisdis Stiftung dabei eine halbe Vollzeitstelle ausmacht. Die andere halbe Stelle kann der/die Antragssteller*in selbst finanzieren oder über das ESF-Plus-Landesprogramm der kommunalen Sozialstrategien beantragen. Weitere Informationen zur Förderung finden Sie hier:
Laufzeit: Juli 2022 – Dezember 2025
Basisinformationen für interessierte Kommunen zum Programm “Thüringer Präventionsketten”
Antragsformular zur Teilnahme am Programm "Thüringer Präventionsketten"
Alternativ kann eine Prozessbegleitung durch das IKPE für Kommunen, die bereits über ein Netzwerk „Prävention“ verfügen, auch ohne Förderung einer hauptamtlichen Koordinierungsstelle erfolgen. Die fachliche Begleitung wird in diesem Fall im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit dem IKPE abgestimmt.
Bei Interesse an einer fachlichen und/oder finanziellen Förderung zur Umsetzung von Präventionsketten, wenden sie sich bitte an uns.
Heike Schaarschmidt
Leiterin Programm Thüringer Präventionsketten
0361 30257 – 604