Fachtag "Neue Chancen für Kinder in Deutschland"
Berlin/01.12.2023. Unter Beteiligung von Bund, Ländern und Kommunen fand am 30. November bis zum 01. Dezember 2023 die Fachkonferenz "Armutsprävention vor Ort" in Berlin statt, um im Rahmen des Nationalen Aktionsplans "Neue Chancen für Kinder in Deutschland" (NAP) in den Diskurs zu treten, welche kommunalen Rahmenbedingungen es braucht, um armutsgefährdeten oder -betroffenen Kindern bessere Chancen beim Start ins Leben zu geben.
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium und Nationale Kinderchancen-Koordinatorin, Frau Ekin Deligöz, eröffnete die Veranstaltung, im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion, bei dem u. a. Claudia Michelfeit, Leiterin der Strategischen Planung des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie die Perspektive von Thüringen einbrachte. Im Mittelpunkt der beiden Tage standen integrierte Ansätze kommunaler Armutsfolgenprävention: Von der Jugendhilfeplanung bis zu Präventionsketten. Viele Kommunen und Bundesländer können bereits von guten Beispielen berichten. In sechs verschiedenen Workshops wurden diese als Best-Practice-Beispiele auf der Konferenz diskutiert.
Mittendrin war das IKPE, ebenso drei Kommunen des Programms Thüringer Präventionsketten. Dr. Heike Schaarschmidt leitete zusammen mit der Jugendhilfeplanerin der Stadt Halle (Saale), Stefanie Goy, den Workshop 3. Hier wurde der enge Zusammenhang von Präventionsketten und Jugendhilfeplanung diskutiert (inkl. des Bedarfs an bundesweit geltenden Qualitätsstandards für die Jugendhilfeplanung), ebenso wie der Mehrwert von Gesamtkonzepten und ressortübergreifenden Strategien und Vorgehen. Aus Gera stellte Oberbürgermeister Julian Vonarb die aktuelle Situation der Stadt vor. Sowohl aus Jena als auch aus dem Wartburgkreis brachten sich die Sozialplaner*innen und Jugendhilfeplaner*innen in die Diskussionen und den konstruktiven Austauschprozess ein. Mit den Worten der Thüringer Jugendhilfeplanerin aus dem Wartburgkreis, Franziska Johanna Braun, ein Resümee: „Die Fachkonferenz gab die Möglichkeit einmal über den Tellerrand hinaus zu blicken und zu sehen, welche Ansätze andere Kommunen im Bundesgebiet in Bezug auf Präventionsketten verfolgen. Hierbei zeigte sich auch, dass die Problemlagen zwischen den Bundesländern teilweise sehr verschieden sind und sich damit der Blick auf Präventionsketten unterscheidet. Doch trotz der Unterschiedlichkeiten konnte in den Workshops am Ende ein gemeinsamer Konsens gefunden und sich für Prävention gegen die Bekämpfung von Kinderarmut in Deutschland ausgesprochen werden.“
Der Fachkonferenz „Armutsprävention vor Ort“ ist der Austausch und die Vernetzung gelungen und das kann als Erfolg gewertet werden. Besonders in den Paneldiskussionen und Workshops wurde von den Teilnehmenden herausgearbeitet, dass Kommunen viel voneinander lernen können, gleichermaßen wurden Gelingensbedingungen und Erfordernisse aufgezeigt. Hierzu wurden Forderungen, eine bundesweite Gesamtstrategie zu schaffen, genannt: Wie wollen wir Gesellschaft entwickeln und gemeinsam Verantwortung wahrnehmen? Dazu bedarf es eines nationalen Ansatzes für einen bundesweiten Rahmen zur Armutsfolgenbekämpfung:
- Eingeleitet durch eine konzertierte Aktion im Sinne eines Kinderarmuts-Gipfels, um alle Ressourcen und Akteur*innen zu bündeln und in ein fachliches sowie politisches Handeln überzugehen, um Kinderarmut zu überwinden;
- die Gestaltung von Prävention als kommunale Pflichtaufgabe, die rechtlich verankert und mit einer Basisfinanzierung abgesichert werde;
- sowie die Schaffung eines Nationalen Zentrums Kinderarmut, als Ort der Qualitätssicherung zwischen der Bundes- und kommunalen Ebene, verbunden mit Sicherstellung und Nutzung von fachlichen Begleitstrukturen und wissenschaftlicher Evaluation der vielfältig bestehenden Ansätze.
Neben diesen strukturellen Forderungen wurden sehr konkrete Gestaltungshinweise gegeben, die der Qualitätsentwicklung dienen können:
- Einen Raum zu etablieren, in dem die gemeinsame Entwicklung von Standards erfolgen kann, die u. a. auf Standards der einheitlichen Datenerhebung, der Umsetzung der Jugendhilfeplanung oder der einfachen Antragstellung zielen.
Die konstruktiven Ergebnisse der Workshops haben einen weiteren Vorschlag generiert: Eine vergleichbare Veranstaltung für Oberbürgermeister*innen, Bürgermeister*innen und Landrät*innen im Rahmen des Nationalen Aktionsplanes anzubieten, um den Austausch und die Lernprozesse auch auf dieser Ebene zu fördern. Im Ergebnis war es eine gelungene Veranstaltung, die ein guter Start für die fundierte Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplan sein kann.
Zum Abschluss bedankte sich Dr. Martina Kottmann (BMFSFJ) sowohl bei allen Teilnehmenden als auch für die Unterstützung im Vorfeld und die Beratung z.B. durch IKPE, ISA, phineo und die Auridis Stiftung.
Fotografische Impressionen vom Fachtag
Bild 1: Panel mit Vertretungen von Bund, Ländern und Kommunen
Bild 2: Mitten in der Diskussion, Frau Claudia Michelfeit, Leiterin der Strategischen Planung des TMASGFF
Bild 3: Vortrag Dr. Heike Schaarschmidt, IKPE, Leitung des Workshops Rolle der Jugenhilfeplanung für die Armutsfolgenprävention vor Ort
Bild 4: Aktiv gegen Armut, Oberbürgermeister Julian Vornarb der Stadt Gera
Bild 5: Fortführung der Diskussionen in den Workshops, u.a. mit Jugendhilfeplanerin Johanna Braun, Wartburgkreis
Bild 6: Panel mit Workshopleitenden zu zentralen Ergebnissen
Bild 7: Ergebnis der Abschlussrunde: Was benennen die Teilnehmenden, wie der Nationale Aktionsplan unterstützen kann, damit kommunale Armutsprävention gelingt?
Fotos: Sebastian Rau/BMFSFJ/photothek.de